Der Auftragskiller der
Schankwirtin
DER SCHATZGR�BER von Franz Schreker an der Deutschen Oper Berlin
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Bewertung: ���
Der Schatzgr�ber z�hlt (jedenfalls f�r mich) nicht zu den besten Opern von Franz Schreker (1878-1934) - dessen Ferner Klang und Die Gezeichneten sind etwas anderen Kalibers, und vom Schmied von Gent gar nicht zu reden. Und was ist das nun konkret, was mir am Schatzgr�ber so gar nicht passt? Es ist sein St�ck, sein schwachsinniger Text (vom Komponisten selbst zusammendilettiert); beim Wagner - zum Vergleich wegen des hier kurz anskizzierten Dichterkomponist-Problems - gibt es ganz prinzipiell so eine merkw�rdige "Harmonie" von Buchstaben & Noten, es liest/ h�rt sich immer unverwechselbar und (Wagner-)typisch an, und niemals g�be es da irgendeine nachtretende Frage, ob Wagners Musik in erster Linie wegen seiner Noten oder wegen seiner Buchstaben so unverwechselbarerma�en klingt, nat�rlich und in erster Linie wegen seiner Noten, v�llig klar, aber die vielen tausend Buchstaben zu seinen Texten unter seinen Noten w�ren/ sind wohl nie als ein Vergessenswertes einklagbar, denn ohne diese merkw�rdigen Wagner-Texte g�be es am Ende diese hochgenialen Wagner-Opern nicht.
Beim Schreker allerdings dr�ngte sich mir - nach einer qualvoll abgesess'nen DOB-Auff�hrung gestern Abend - der Gedanke auf, dass es den Komponisten schon geadelt haben w�rde, h�tte er auf die Vertonung eines seiner Texte (wenigstens des Schatzgr�bers) verzichtet. Denn auch die Musik, die die zwei Hauptfiguren Els & Elis stellenweise mit Siegfried-Br�nnhilde-Ausbr�chen (�hnlich der gro�en Liebesszene aus dem 1. Akt der G�tterd�mmerung) stimmh�hig maltr�tiert, schien weder Fisch noch Fleisch zu sein - allein dass das Orchester meistens sch�n und saftig klang und man durch es, bei aller aktuellen Wut w�hrend der Text-Mitlese oberhalb des B�hnenbilds, schlussendlich wiederum vers�hnt wurde...
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"Elis, der fahrende S�nger, sp�rt mit seiner Kunst in Gestalt einer magischen Laute Gold und Edelsteine auf, um die Menschheit zu beschenken. Die Kneipentochter Els hingegen, mutterlos aufgewachsen in einer brutalen M�nnerwelt, wird f�r ihr Ziel zur L�gnerin, Diebin und M�rderin: Sie schickt ihre Freier aus, um den Schmuck der K�nigin zu stehlen. Die ungeliebten M�nner l�sst sie sodann nach erfolgreicher �bergabe des Diebesguts skrupellos ermorden. Doch selbst der Besitz allen Goldgeschmeides stillt beider Verlangen nicht." (Quelle: deutscheoperberlin.de)
Die inhaltliche Quintessenz sonach:
Albi, der Auftragskiller von der Schankwirtin, erledigt deren Morde und vermutet, dass die unliebsame Schankwirtin ihn hierf�r liebt - aber sie schei�t ihm was; ja und dann gibt es au�erdem noch jede Menge Zusatzhandlungen, die keine Sau versteht.
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Der Schatzgr�ber von Franz Schreker an der Deutschen Oper Berlin | Foto (C) Monika Rittershaus
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Der f�r so komplizierte Frauenpsychen hochpr�destinierte Christof Loy hat aus dem �ber dreist�ndigen Schinken das gemacht, was szenisch f�r ihn ging. Sehr sehenswert - als hormoneller Aufl�ser des tr�gen Abends - die vom Dutzend schauspielernder Kleindarsteller [Namen s.u.] stilisierte Sex-Orgie.
Daniel Johansson (als Schatzgr�ber Elis) und Elisabet Strid (als Schankwirtin Els) brillierten stimmlich und hielten den H�hen-Steigerungen, die von Mal zu Mal extremer wurden, mit bewunderswertem Durchhalteverm�gen tapfer stand.
Thomas Johannes Mayer (als der Vogt) und Patrick Cook (als M�rder Albi) imponierten ebenso.
Auch Michael Laurenz (als Narr) muss nachgerade lobende Erw�hnung finden.
Dass ich Clemens Bieber, die Tenorlegende an der DOB, dann endlich einmal wiedersehen/ -h�ren durfte, wollte mir besonders gut gefallen.
Dirigent Marc Albrecht war eindeutig anzumerken, dass er die Musik des Schatzgr�bers grundehrlich liebt; ja und ich sagte es bereits, dass das Orchester sch�n und saftig klang.
Gut war halt, dass die Leute, die den Schreker-Schatzgr�ber bisher nicht kannten (so wie ich), jetzt diese Exklusivgelegenheit freiwillig nutzen konnten. Doch was mich in dem Zusammenhang betrifft:
Nie wieder, nein, nicht dieses Werk.
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Andre Sokolowski - 7. Mai 2022 ID 13614
DER SCHATZGR�BER (Deutsche Oper Berlin, 06.05.2022)
Musikalische Leitung: Marc Albrecht
Inszenierung: Christof Loy
B�hne: Johannes Leiacker
Kost�me: Barbara Drosihn
Licht: Olaf Winter
Ch�re: Jeremy Bines
Dramaturgie: Dorothea Hartmann
Besetzung:
Der K�nig ... Tuomas Pursio
Die K�nigin ... Doke Pauwels
Kanzler ... Clemens Bieber
Der Graf / Ein Herold ... Michael Adams
Der Magister / Der Schultheiss ... Joel Allison
Narr ... Michael Laurenz
Der Vogt ... Thomas Johannes Mayer
Junker ... Seth Carico
Elis ... Daniel Johansson
Schreiber ... Gideon Poppe
Wirt ... Stephen Bronk
Els ... Elisabet Strid
Albi ... Patrick Cook
Landknecht ... Tyler Zimmerman
Chorsoli: Kristina H�ger, Nicole Drees und Saskia Klumpp
Schauspieler*innen: Michael Gernot Sumper, Tobias Wollschl�ger, David Martinez Morente, Stefan Liebermann, Hanno Jusek, Nicolas Franciscus, Koray Tuna, Niall Fallon, Benjamin Werth, Jeanna Serikbayeva, Sonja Isabel Reuter und Xenia Wolfgramm
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Premiere war am 1. Mai 2022.
Weitere Termine: 10., 14.05. / 04., 11.06.2022
Weitere Infos siehe auch: https://deutscheoperberlin.de/
https://www.andre-sokolowski.de
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