musikfest berlin 2011 - Nono's PROMETEO
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Luigi Nono (1924-1990) - dessen Werk sich das Musikfest dieses Jahr zu einem seiner ehrgeizigen Ziele w�hlte - hatte, wie aus dem Programmheft zu erfahren war, diverse Schreibblockaden. Einen dieser k�nstlerischen Blackouts, der sich ein paar Jahre hinziehn sollte, �berwand er kurz vor seinem Tod; da komponierte er sein Letztwerk Prometeo. Es ist weder Oper noch Konzert noch Oratorium; und sein Sch�pfer wollte das auch so, also es durfte sich in keiner Weise irgendeinem herk�mmlichen Genre einordnen. Die �bersetzung seines Untertitels hei�t "Trag�die des H�rens"; und das konnte demnach Nichts & Alles oder alles Nichts / nicht Alles sein...
Tats�chlich f�llt es wahnsinnsschwer, sich irgend 'nem Intuitiven, was evtl. zu h�ren ist, so ohne Weiteres (und ohne jede [intellektuelle] Vorbereitung) hinzugeben. Prometeo wirkt, allein von seiner geistigen Struktur her, alles andere als �bersetz- bzw. identifizierbar. Nono nutzt diverse Texte (Hesiod, Hesychios, Aischylos, Sophokles, Euripides, Rilke, Baudelaire, Benjamin, Sch�nberg, Nietzsche, H�lderlin etc. pp.), die er von seinem Dichterfreund Massimo Cacciari ordnen und zusammenstellen lie�, als sing- und unsingbares (in dem Sinn von nicht-zu-singen) Material und baut sich und f�r sie dann einen Klangrundraum als Kosmos: Chor, Solisten, Instrumentengruppen werden in dem Saal, sich gegen�berseiend, aufplatziert. Es gibt zwei Dirigenten (Matilda Hofman / Arturo Tamayo), die das sph�risch scheinende Organum leiten und koordinieren.
Und die Prometheusgeschichte sprengt sich so - was prophylaktisch einzukalkulieren jeder der Beteiligten, ob aktiv oder inaktiv, allein beim schlichten Anblick dieses materiellen Apparates in der Lage war - in ein Gefilde, das f�r den Normalverbraucher (BBB-H�rer mit paar gelegentlichen Henze- oder Hindemithverirrungen) am Ende ohnehin kaum je erreichbar w�re...
Ca. 50 Leute stahlen sich w�hrend der denkw�rdigen Auff�hrung (mit dem Konzerthausorchester Berlin, Instrumentalisten des Ensemble Modern, der Schola Heidelberg und dem Experimentalstudio des SWR) dann mir nichts dir nichts aus dem Saal! Und warum war'n sie �berhaupt gekommen?
Wohlverdienter Beifall nach den zweieinhalb Stunden mit angestrengt habenden Nono-Kl�ngen.
Andre Sokolowski - 18. 9. 2011 ID 5386
Luigi Nono: Prometeo - Tragedia dell`ascolto f�r f�nf Vokalsolisten, zwei Sprecher, Chor, Solostreicher, Solobl�ser, Gl�ser, vier Orchestergruppen, Live-Elektronik und zwei Dirigenten nach Texten von Aischylos, Walter Benjamin und Friedrich H�lderlin u. a., zusammengestellt von Massimo Cacciari (Philharmonie Berlin / Kammermusiksaal, 17.09.2011)
Cyndia Sieden, Sopran
Silke Evers, Sopran
Susanne Otto, Alt
Noa Frenkel, Alt
Hubert Mayer, Tenor
Caroline Chaniolleau, Sprecherin
Mathias Jung, Sprecher
Schola Heidelberg
(Choreinstudierung: Walter Nu�baum)
Experimentalstudio des SWR
Konzerthausorchester Berlin
Instrumentalsolisten des Ensemble Modern
Arturo Tamayo (Dirigent I)
Matilda Hofman (Dirigentin II)
Andr� Richard (Leitung der Klangregie und K�nstlerische Koordination)
Eine Produktion des musikfest berlin/Berliner Festspiele in Zusammenarbeit mit dem Konzerthausorchester Berlin, der Stiftung Berliner Philharmoniker und den Salzburger Festspielen. Gef�rdert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds
Siehe auch:
http://www.berlinerfestspiele.de
http://www.andre-sokolowski.de
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