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Premierenkritik

Der Regisseur

als Hochstapler

TOSCA


Musikalische Bewertung: ���



Vorweg: die Bewertung verdankt sich dem Gesang. Der war weit mehr als �schon gut�. F�r die Inszenierung l�sst sich das nicht sagen. Jedenfalls nicht, wenn man nicht auf jede k�nstlerische Hochstapelei hereinf�llt und sich nicht scheut, zu vermelden, dass der Kaiser nackt ist. Ein guter Teil des Premierenpublikums bekundete genau dies mit lauten Buhs f�r die Regie. Es hat die hinter viel Aufwand versteckte Hochstapelei durchschaut.

Vor sechs Jahren hat Damiano Michieletto in Salzburg seinen Falstaff in ein Altersheim verlegt und den Schweren�ter sich an sein bewegtes Leben erinnern lassen. Krzysztof Warlikowski stellt das Geschehen um Iphigenie ebenfalls aus der Retrospektive, aus der Erinnerung der Titelheldin in der Seniorenresidenz dar. Christophe Honor�, von Haus aus Filmregisseur, scheint mit seiner Tosca beim renommierten Opernfestival in Aix-en-Provence an seiner eigenen Originalit�tssucht zu ersticken und ist doch nichts weniger als originell. Jeden einzelnen �Einfall� hat man anderswo schon gesehen. Diese Tosca ist ein Paradebeispiel f�r die Erinnerung an Opern, die die Regisseure langweilen. Sie haben weder Lust, noch das Verm�gen, sich ernsthaft auf sie einzulassen.

Alban Ho Van hat einen luxuri�sen Salon auf die Panoramafreilichtb�hne im Innenhof des Erzbisch�flichen Palais gebaut. Eine Glaswand gibt den Blick frei auf einen kitschigen Zimmerbrunnen, an der Wand steht eine Vitrine mit Auszeichnungen. Wir befinden uns bei der von Puccini nicht eingeplanten Prima Donna, die in Gestalt der 71j�hrigen Catherine Malfitano leibhaftig anwesend ist, sich an ihre eigene Vergangenheit als Operns�ngerin erinnert und der 36 Jahre j�ngeren eigentlichen Tosca Angel Blue Ezzes gibt. �ber dem ganzen Gewurle befindet sich � drei Mal darf man raten, richtig � eine Videowand. Im zweiten Akt wird alles verdoppelt, der B�hnenraum, die Videowand. Notenst�nder begleiten die halb szenische Inszenierung, in der die Handlung, wie wir sie seit mehr als 100 Jahren kennen, mal angedeutet, mal etwas eindringlicher dargestellt wird. Im dritten Akt schlie�lich sitzt das Orchester auf der B�hne, Catherine Malfitano tritt in der Videoprojektion vor einem kerzenumrahmten Modell der Engelsburg auf und Joseph Calleja als Cavaradossi singt seine Arie mit allem erforderlichen Schmelz als Konzerts�nger im Smoking. Tosca kommt alsbald im bodenlangen Glitzerkleid hinzu. Es l�st das rote Kleid ab, in dem wir Tosca als Kopie von Maria Callas sehen. Die wiederum wird in einer Montage von legend�ren S�ngerinnen und S�ngern auf die Videofl�chen projiziert. Christophe Honor� erinnert nicht nur an das tragische Schicksal von Tosca, sondern auch gleich an die Geschichte der Oper. Uff.

Der Proustsche Gedanke, dass die realen Dinge weniger sch�n seien als der Traum, den wir von ihnen haben, soll der Scheinkonzeption Tiefe verleihen: Hochstapelei. Im Programmheft spricht der Regisseur vom �Mysterium der Tosca�, wobei nicht klar ist, ob er die Figur oder die Oper meint. Was auf der Hand liegt und was Tosca mit Shakespeares Ma� f�r Ma� teilt, die sexuelle Geilheit und der Missbrauch von Macht, interessiert ihn nicht. Dabei ist genau dies das Thema, das jenseits der Oper die Gem�ter bewegt. Na ja, sch�n gesungen haben sie ja.




Tosca beim Festival d'Aix-en-Provence 2019 | Foto (C) Jean Louis Fernandez

Thomas Rothschild - 5. Juli 2019
ID 11548
TOSCA (Th��tre de l'Archev�ch�, 04.07.2019)
Musikalische Leitung: Daniele Rustioni
Inszenierung / Video: Christophe Honor�
B�hne: Alban Ho Van
Kost�me: Olivier B�riot
Licht: Dominique Brugui�re
Besetzung:
Floria Tosca ... Angel Blue
Primadonna ... Catherine Malfitano
Mario Cavaradossi ... Joseph Calleja
Baron Scarpia ... Alexey Markov
Cesare Angelotti ... Simon Shibambu
Il sagrestano ... Leonardo Galeazzi
Sciarrone ... Jean-Gabriel Saint Martin
Spoletta ... Michael Smallwood
Un Carceriere ... Virgile Ancely
Chor und Orchester der Op�ra de Lyon
Premiere beim Festival d�Aix-en-Provence war am 4. Juli 2019.
Weitere Termine: 06., 09., 12., 15., 17., 20., 22.07.2019
Koproduktion mit der Op�ra de Lyon


Weitere Infos siehe auch: https://festival-aix.com


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Bewertungsma�st�be:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal




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