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20. April 2011, Oper K�ln

Karlheinz Stockhausen: SONNTAG AUS LICHT (Teil I)

Welturauff�hrung


SONNTAG AUS LICHT von Karlheinz Stockhausen an der Oper K�ln - Foto (C) Klaus Lefebvre


Mutig voran: Karlheinz Stockhausens Sonntag aus Licht in K�ln (Teil I)

�Mutig voran� steht auf dem Wegweiser, der zum Auff�hrungsort von Licht aus Sonntag weist. Dieser Aufforderung leistet man doch gerne Folge. Zwei Tage Stockhausen: Die K�lner Oper wagt das Unterfangen, den siebten Teil von Karlheinz Stockhausens Zyklus Licht an zwei Abenden zur szenischen Urauff�hrung zu bringen. Ort: das Staatenhaus an der K�lner Messe, in das zwei B�hnen hineingebaut wurden, die im Laufe der beiden Abende abwechseln bespielt werden.

Los geht es im sogenannten Saal A, einem runden Saal mit wei�er Wandbespannung und einer Art S�ule in der Mitte, von der aus verschiedene Konstruktionen, die ein bisschen wie Rotorbl�tter eines Hubschraubers aussehen, in den Saal hineinragen. Im Saal selbst stehen im Kreis um diese Mitte angeordnet Liegest�hle, auf denen der Zuschauer Platz nehmen darf. Diese Liegest�hle verleiten �brigens einige Besucher, ein Kleidungsst�ck darauf zu hinterlassen, damit sie � bei freier Platzwahl � im zweiten Teil ihren zuvor belegten Liegestuhl auch wiederfinden und f�r sich beanspruchen k�nnen � Es scheint sich dabei um eine menschliche Grundkonstante zu handeln, dabei bietet die freie Platzwahl die M�glichkeit, sich den Raum in Szene 2 aus einer anderen Perspektive anzusehen.



SONNTAG AUS LICHT von Karlheinz Stockhausen an der Oper K�ln - Foto (C) Klaus Lefebvre

SONNTAG AUS LICHT von Karlheinz Stockhausen an der Oper K�ln - Foto (C) Klaus Lefebvre

SONNTAG AUS LICHT von Karlheinz Stockhausen an der Oper K�ln - Foto (C) Klaus Lefebvre


Die erste Szene mit dem Titel �Licht � Wasser� ger�t etwas aktionistisch. Zwei Solos�nger � ein Tenor, ein Sopran � bewegen sich haupts�chlich im R�cken der Zuschauer, wobei der Tenor (Hubert Mayer) in einer Konstruktion herumgefahren wird, die sich auch um die eigenen Achse drehen l�sst und gr��tenteils �ber den K�pfen der Zuschauer schwebt. Dazu kreisen die oben erw�hnten Rotorbl�tter um die S�ule in der Raummitte und die Projektion eines Planeten wandert �ber die W�nde. Erzeugt wird diese Projektion von einem Beamer, der auf einer der rotorbl�tterartigen Konstruktionen befestigt ist. Die Musiker der musikFabrik, ihres Zeichens Spezialisten f�r neue Musik, spielen mitten zwischen den Zuschauern ihre Instrumente.

Alle diese technischen Eins�tze erfolgen �brigens von Hand, die Rotorbl�tter etwa werden von einer Person per Seil gezogen; die Szene ist also ungemein personalintensiv. Der Eindruck der �sthetik ist k�hl: Als B�hnenfarbe �berwiegt Wei�, die Kost�me muten futuristisch an, erinnern mit Schl�uchen, die aus raumfahrer�hnlichen Anz�gen herausragen, ein wenig an die Darstellung der nicht menschlichen Lebensformen in fr�hen Folgen von �Raumschiff Enterprise � Next Generation�. Wobei hier auf den Anz�gen �Stockhausen�, �Licht� u.�. aufgedruckt ist. Vermutlich nur f�r den Fall, dass die Kost�me verloren gehen ... Thematisch geht es in Szene 1 �brigens um die 12 Himmelsk�rper des Sonnensystems.

Im Vergleich zur ersten Szene ist die zweite mit dem Titel �Engels-Prozessionen� (ebenfalls in Saal A) deutlich ruhiger, kontemplativer � und sehr beeindruckend. Sowohl musikalisch als auch szenisch ergibt sich ein Gesamterlebnis, das � unabh�ngig davon, ob man Stockhausens Musik nun mag oder nicht � einen nachhaltigen Eindruck hinterl�sst. In �Engels-Prozessionen� treten sieben Chorgruppen auf, jeweils in eine andere Farbe geh�llt, und singen das Gotteslob in sieben Sprachen. Die Ch�re (Capella Amsterdam, Estonian Philhamonic Chamber Choir und der Chor der Oper K�ln) zeigen eindrucksvoll, was sie k�nnen, mit pr�zisen Einzeleins�tzen, einer au�erordentlich guten Gesangstechnik jedes einzelnen S�ngers und einem a capella erzeugten konstanten Grundton von den S�ngern, die im R�cken der Zuschauer an der Wand des Rundraums sitzen.

Leider ist die Auff�hrung nicht immer so �berzeugend wie in dieser Szene 2, wobei das ausdr�cklich nicht an den Darstellern und an den Musikern liegt, die ganz hervorragende Arbeit leisten und sehr engagiert bei der Sache sind, sondern an der Regie von Carlus Padrissa (Mitglied der katalanischen Theatergruppe Fura dels Baus). Denn die Auff�hrung ist dann besonders gut, wenn wenig passiert und die Regie sich zur�cknimmt. Das ganze Dilemma zeigt sich in der 3. und letzten Szene des ersten Teils. F�r diese Szene, mit �Licht-Bilder� betitelt, geht es in Saal B, einen langen Schlauch, in dem eine Zuschauertrib�ne sanft ansteigt. Von dieser blickt man auf eine B�hne bzw. auf eine Leinwand.

Und in dieser Szene 3 wird dem interessierten Zuschauer eindrucksvoll vorgef�hrt, dass 3-D-Projektion zwar der neueste Schrei im Kino sind, im Theater aber nicht funktioniert, zumindest nicht, wenn Darsteller vor der Leinwand stehen und singen und spielen. Denn diese (in diesem Fall drei Instrumentalisten und ein Tenor) suppen gnadenlos weg, weil dem Zuschauer ausschlie�lich die schicken Projektionen ins Gesicht springen, die die Darsteller wiederum in eine optische Distanz r�cken, in der man sie kaum noch wahrnimmt. Und das, was projiziert wird, ist � um es in aller Deutlichkeit zu sagen � banaler Schei�, der nichts, aber auch gar nichts zur Sache beitr�gt, au�er dem Zuschauer unwillk�rlich zu Leibe zu r�cken und ihn mit einer Bilderflut zu ersticken. In dieser Szene 3 benennt der Tenor � Hubert Mayer mit einer unglaublichen Ged�chtnisleistung � verschiedene Erscheinungsformen der Sch�pfung. Es ist die Rede von einer bestimmten Blume, also sieht man diese Blume; es ist die Rede von einem Tier, also sieht man dieses Tier usw. Das ist alles, was der Regie dazu einf�llt. Zudem lenken die Projektionen sehr von der Musik ab, die ohnehin alles andere als leicht zug�nglich ist.

Dieser Abschluss des ersten Tages ver�rgert und tr�bt ein wenig den Gesamteindruck. Denn die Anstrengungen der K�lner Oper, Sonntag aus Licht zu zeigen, erweisen sich im Gro�en und Ganzen als gelungenes Unterfangen. Stockhausens Musik entfaltet einen Sog, dem man sich schwerlich entziehen kann. Der Rahmen ist passend � ein sch�ner Auff�hrungsort und ein illuminierter Garten, in dem man sich in den Pausen ergehen kann. Etwas Weihevolles ist auch dabei, wenn die Zuschauer vor jeder neuen Szene mit einem musikalischen Motiv, das am Ende der Pause erklingt, darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Vorstellung jetzt weitergeht.

Mal sehen und h�ren, was der morgige Abend bringt.


Karoline Bendig - red. 25. April 2011
ID 00000005177
SONNTAG AUS LICHT I (Staatenhaus am Rheinpark, 20.04.2011)
Musikalische Leitung: Kathinka Pasveer und Peter Rundel
Szenisches Konzept: Carlus Padrissa (La Fura dels Baus), Roland Olbeter und Franc Aleu
Inszenierung: Carlus Padrissa (La Fura dels Baus)
B�hne: Roland Olbeter
Video: Franc Aleu
Kost�me: Chu Uroz
Dramaturgie: Dr. Thomas Ulrich
Licht: Andreas Gr�ter
Klangregie: Paul Jeukendrup und Kathinka Pasveer
Ton: Igor Kavulek
Choreographie: Athol Farmer und Carlos Paz
Mit: Anna Palimina, Hubert Mayer, Ulrich L�ffler, Csilla Cs�v�ri, Noa Frenkel, Alexander Mayr, Michael Leibundgut
Cappella Amsterdam
Estonia Philharmonic Chamber Choir
Chor der Oper K�ln
(Chorleitung: James Wood)
Marco Blaauw, Trompete
Chlo� L'Abb�, Fl�te
Fie Schouten, Bassethorn
Benjamin Kobler, Synthesizer:
musikFabrik
Premiere war am 9. April 2011
Weitere Termine: 26. / 28. 4. 2011
Gesamtauff�hrung von Sonntag aus Licht am 1. Mai 2011


SONNTAG AUS LICHT (Teil 2)


Weitere Infos siehe auch: http://www.operkoeln.com


E-Mail an die Rezensentin: [email protected]



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